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Magnetismus A - Z
Koerzitivfeld
Das Koerzitivfeld bezeichnet eine bestimmte Magnetfeldstärke, die nötig ist, um einen Permanentmagneten zu entmagnetisieren.
Dies passiert, wenn ein Permanentmagnet in ein umgekehrt polarisiertes Magnetfeld der Koerzitivfeldstärke Hc
eingebracht wird.
Es gibt zwei Koerzitivfeldstärken.
Das vom Betrag her niedrigere Koerzitivfeld bHc
kompensiert das Feld des Permanentmagneten.
Nach Abschalten ist noch Magnetisierung, also Remanenz, messbar.
Die höhere Koerzitivfeldstärke jHc
entmagnetisiert dagegen den Permanentmagneten, so dass dieser nach Abschalten des Gegenfeldes neu magnetisiert werden muss.
Ein magnetisiertes
ferromagnetisches
Material kann durch verschiedene Vorgänge entmagnetisiert
werden.
Beispielsweise durch starke Schläge auf das Material oder durch Hitze.
Entmagnetisierung findet jedoch auch in einem äußeren entgegengerichteten Magnetfeld
statt.
Die zur Entmagnetisierung notwendige Gegenfeldstärke wird Koerzitivfeldstärke genannt.
Um diese Behauptung experimentell zu prüfen, muss man ein ferromagnetisches Material zunächst magnetisieren.
Dazu kann man ein eisenhaltiges Material, beispielsweise eine Schraube, zwischen den Nordpol
und den Südpol
zweier Permanentmagnete
halten und diese dann vorsichtig in beide Richtungen von der Schraube wegziehen.
Die Schraube wird dadurch magnetisiert und wirkt anschließend, z.B.
auf Stecknadeln, magnetisch anziehend.
Die Magnetisierung der Schraube geht verloren, wenn diese stark erwärmt wird oder stark erschüttert wird (z.B.
durch harte Schläge mit einem Hammer).
Eine andere Möglichkeit, die Schraube zu entmagnetisieren, besteht darin, sie einem entgegengesetzt gepolten Magnetfeld auszusetzen.
Dieses muss die Stärke der sogenannten Koerzitivfeldstärke besitzen.
Wurde die Schraube magnetisiert, indem der Kopf der Schraube in Kontakt zu dem Nordpol eines Permanentmagneten stand, die Spitze dagegen Kontakt zum Südpol hatte, so kann die Schraube entmagnetisiert werden, indem sie einem schwächeren und entgegengesetzt gerichteten Magnetfeld ausgesetzt wird.
Dabei muss der Kopf der Schraube zum Südpol eines Permanentmagneten Kontakt haben und die Spitze der Schraube zum Nordpol, also genau umgekehrt zur Magnetisierung.
Würde man zur Entmagnetisierung Magnete verwenden, die so stark sind wie die Magnete, welche zur Magnetisierung verwendet wurden, so würde die Schraube erneut magnetisiert werden nur mit umgekehrten Polen.
Der Zusammenhang zwischen der magnetischen Flussdichte B
im Inneren der Schraube und einem äußeren Magnetfeld H
ist sehr kompliziert.
Er wird durch die sogenannte Hysteresekurve
beschrieben, wobei der rote Teil der Kurve den Zusammenhang zwischen B
und H
bei einem noch völlig unmagnetisierten Material zeigt (siehe Abbildung).

Abb.
Hysteresekurve für ein magnetisch weiches Material.
Für das noch unmagnetisierte Material zeigt die rote "Neukurve" den Verlauf der Magnetisierung über dem äußeren Feld an.
Typische Punkte der Hysteresekurve sind das Koerzitivfeld Hc
(genauer bHc,
siehe links), welches nötig ist, um die Magnetisierung des Materials durch das äußere Feld zu kompensieren, die Remanenz BR,
welche die verbleibende Flussdichte bei verschwindendem äußeren Feld bezeichnet und die Sättigungsflussdichte BS,
bei der alle Elektronenspins ausgerichtet sind.
Der magnetische Fluss
steigt mit dem äußeren Magnetfeld H
kompliziert an, bis ein magnetischer Fluss BS
erreicht wird, bei dem alle magnetischen Momente
parallel ausgerichtet sind.
Man spricht dabei von der magnetischen Sättigung
und der Sättigungsfeldstärke BS,
auch wenn der bezeichnete Punkt BS
eigentlich einen gesättigten magnetischen Fluss beschreibt.
Schaltet man das äußere Feld ab, so geht der magnetische Fluss im Inneren der Probe nicht wieder auf Null zurück sondern es verbleibt eine Remanenz
BR.
Die Remanenz der Stärke BR
verbleibt genau dann, wenn das Material voher der Sättigungsflussdichte BS
ausgesetzt war.
Diese Flussdichte hat alle magnetischen Momente im Material ausgerichtet.
Um die magnetische Flussdichte im Inneren des Materials vollständig verschwinden zu lassen, muss man ein äußeres Magnetfeld der Koerzitivfeldstärke Hc
anlegen.
Man unterscheidet dabei zwischen zwei verschiedenen Koerzitivfeldstärken.
Die Koerzitivfeldstärke bHc
ist die Koerzitivfeldstärke der Flussdichte.
Es gibt auch die Koerzitivfeldstärke jHc,
welche als Koerzitivfeldstärke der Magnetisierung (bzw.
der magnetischen Polarisation) bezeichnet wird.
Dies soll im Folgenden näher erläutert werden:
Wird ein magnetisiertes Material (kurz: Magnet) einer Feldstärke von bHc
ausgesetzt, verschwindet die magnetische Flussdichte im Magneten.
Im Inneren des Magneten ist die magnetische Flussdichte dann Null, allerdings nur deshalb, weil die verbleibende Magnetisierung durch das äußere entgegengesetzte Feld gerade kompensiert wird.
Beide Felder heben sich im Inneren auf.
Das Material selbst ist also immer noch magnetisch.
Man merkt das sofort, wenn das äußere Gegenfeld wieder abschaltet wird.
Von dem Material gehen dann immer noch magnetische Kräfte
aus.
Wird die äußere Feldstärke auf jHc
erhöht, also das entgegengesetzte Feld in seiner Stärke vergrößert, so wird der Magnet dauerhaft entmagnetisiert.
In obiger Abbildung ist als Hc
die Feldstärke bHc
eingezeichnet.
Die magnetische Flussdichte B
im Inneren des Magneten ist nur Null, so lange bHc
anliegt.
Die dauerhaft entmagnetisierende Feldstärke jHc
ist nicht eingezeichnet und vom Betrag her größer als bHc.
Diese Koerzitivfeldstärke der Magnetisierung jHc
kompensiert nicht etwa nur das Magnetfeld der ausgerichteten Atomaren Spins
im Material sondern sie führt zu einer Aufhebung der Stabilisation der Spinausrichtung durch die Austauschwechselwirkung.
Die magnetische Feldstärke im Inneren des Magneten ist bei Gegenfeldern größer als bHc
nicht Null sondern hat einen bestimmten Betrag, ist aber den ausgerichteten Atomaren Spins gerade entgegengerichtet und versucht, diese umzudrehen.
Bei jHc
kann das Magnetfeld die Austauschwechselwirkung überwinden und führt tatsächlich dazu, dass die Atomaren Spins umgedreht werden.
Das Material ist damit entmagnetisiert.
Bei einer weiteren Steigerung der Magnetfeldstärke kommt es zu einer neuen Ausrichtung der Atomaren Spins in umgekehrter Richtung und es kann eine erneute Magnetisierung jedoch mit umgekehrter magnetischer Polarisation, also mit vertauschten Polen im Vergleich zur ursprünglichen Polung des Magneten festgestellt werden.
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