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Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus

Was sind Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus?

Antiferromagnetismus ("Entgegengerichteter" Ferromagnetismus) und Ferrimagnetismus sind spezielle magnetische Eigenschaften von Materialien. So werden ferrimagnetische Stoffe im Gegensatz zu antiferromagnetischen Stoffen von Magnetfeldern stark angezogen.
Weitere magnetische Stoffeigenschaften sind Diamagnetismus, Paramagnetismus und Ferromagnetismus. Die Einordnung verschiedener Materialien in diese Stoffklassen erfolgt je nach Existenz und Art der Ausrichtung von Elementarmagneten im Material.
Inhaltsverzeichnis
Die magnetischen Eigenschaften der Materie werden grundsätzlich unterteilt in Diamagnetismus, Paramagnetismus und Ferromagnetismus. Damit sind jedoch nicht alle Materialien vollständig charakterisiert. Neben den genannten Eigenschaften gibt es auch Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus ( Ferrimagnetismus statt Ferromagnetismus).

Antiferromagnetismus und Ferrimagnetismus sind vergleichbar mit der Überlagerung der magnetischen Eigenschaften zweier ferromagnetischer Stoffe unterschiedlicher Ausrichtung in einem einzigen Stoff. Man spricht von "zwei entgegengesetzt polarisierten ferromagnetischen Untergittern".

In Manganoxid (MnO) beispielsweise sind benachbarte Spins, die Elementarmagnete in Materialien, antiparallel ausgerichtet. Es bilden sich zwei Ebenen untereinander paralleler Spins, die entgegengerichtet sind. Dies ist typischer Antiferromagnetismus. Die magnetischen Eigenschaften von zwei verschiedenen ferromagnetischen "Untergittern" heben sich vollständig auf.

Der Ferrimagnetismus ist ein Antiferromagnetismus, bei dem die magnetischen Eigenschaften des einen Untergitters wesentlich schwächer sind als die des anderen Untergitters (siehe Abbildung). Es muss dabei nicht notwendigerweise so sein, dass die Untergitter genau antiparallel ausgerichtet sind und sich demnach vollständig aufheben.

Links ist die Ausrichtung der atomaren Spins innerhalb eines Weißschen Bezirks eines Ferromagneten gezeigt. Alle Spins sind parallel ausgerichtet. In der Mitte ist die Situation in einem Antiferromagneten zu sehen. Es gibt zwei antiparallel ausgerichtete Untergitter. In einem Ferrimagneten (rechts) sind die magnetischen Momente der Spins des einen Untergitters wesentlich schwächer als die Spins des anderen Untergitters.
Links ist die Ausrichtung der atomaren Spins innerhalb eines Weißschen Bezirks eines Ferromagneten gezeigt. Alle Spins sind parallel ausgerichtet. In der Mitte ist die Situation in einem Antiferromagneten zu sehen. Es gibt zwei antiparallel ausgerichtete Untergitter. In einem Ferrimagneten (rechts) sind die magnetischen Momente der Spins des einen Untergitters wesentlich schwächer als die Spins des anderen Untergitters.
Ferrimagnetismus und Antiferromagnetismus werden leicht verständlich, wenn man mit den Grundlagen des Ferromagnetismus vertraut ist.

Beim Ferromagnetismus kommt es über die Austauschwechselwirkung der Elektronenspins zu einer Stabilisierung der parallelen Ausrichtung benachbarter Spins der Atome. Dies führt dazu, dass ein Ferromagnet in einem Magnetfeld selbst magnetisch wird. Man spricht von Magnetisierung. Ist ein Ferromagnet vollständig magnetisiert, so sind alle Elektronenspins im Material parallel ausgerichtet. Der Ferromagnet ist dann selbst maximal magnetisch.

Die sogenannte Austauschwechselwirkung stabilisiert in einem Ferromagneten die parallele Ausrichtung der Spins einer bestimmten Atomsorte, beispielsweise der Eisenatome in festem Eisen.

Eigenschaften von antiferromagnetischem Stoff

In einem antiferromagnetischen Stoff stabilisieren sich jedoch nur ein Teil der atomaren Spins untereinander bei der parallelen Ausrichtung. Die restlichen Atome stabilisieren sich in einer entgegengerichteten Ausrichtung. Dies ist vergleichbar damit, dass in einem ferromagnetischen Stoff die Elektronenspins in einem Weißschen Bezirk parallel ausgerichtet sind, zwischen verschiedenen Weißschen Bezirken dagegen jedoch nicht parallel sind. Nur dass sich beim Antiferromagnetismus die verschiedenen Weißschen Bezirke überlappen und die erwähnten Untergitter bilden. Im einfachsten Fall sind im Antiferromagneten zwei verschiedene Untergitter gerade antiparallel ausgerichtet.

Ein Ferromagnet verstärkt ein äußeres Magnetfeld durch die eigene Magnetisierung. Oft wird dadurch das äußere Magnetfeld um das Tausendfache verstärkt. Beim Antiferromagneten ist das nicht der Fall, weil sich die magnetischen Momente der antiparallelen Untergitter kompensieren.

Eigenschaften von ferrimagnetischem Stoff

Beim Ferrimagnetismus kompensieren sich die magnetischen Eigenschaften der verschiedenen Untergitter nicht vollständig. Ferrimagnete verhalten sich deshalb wie schwächere Ferromagnete.

Die Curie-Temperatur der Ferromagnete beschreibt, ab welcher Temperatur ein Ferromagnet paramagnetisch wird. Die Ausrichtung der Spins wird oberhalb dieser Temperatur (T) durch die Wärmebewegung zerstört. Oberhalb der Curie-Temperatur TC gibt es eine einfache Näherungsformel für die magnetische Suszeptibilität χ dieses Stoffes, nämlich:

\(\chi = \frac{C}{T-T_C}\)
C ist dabei die sogenannte Curie-Konstante, die für jeden ferromagnetischen Stoff verschieden ist.

Bei den Antiferromagneten gibt es ebenfalls eine charakteristische Temperatur, oberhalb derer ein Antiferromagnet paramagnetisch wird.

Dies ist die Neel-Temperatur. Oberhalb der Neel-Temperatur TN wird die Suszeptibilität nach der Formel

\(\chi = \frac{N}{T_N+T}\)
mit der Neel-Konstanten N abgeschätzt.


Portrait von Dr. Franz-Josef Schmitt
Autor:
Dr. Franz-Josef Schmitt


Dr. Franz-Josef Schmitt ist Physiker und wissenschaftlicher Leiter des Fortgeschrittenenpraktikums Physik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er war 2011–2019 an der Technischen Universität beschäftigt und leitete diverse Lehrprojekte und das Projektlabor Chemie. Sein Forschungsschwerpunkt ist zeitaufgelöste Fluoreszenzspektroskopie an biologisch aktiven Makromolekülen. Er ist ausserdem Geschäftsführer der Sensoik Technologies GmbH.

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